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Wie stimmt ein Klavierstimmer ein Klavier?

 

Der Klavierstimmer muss einzelne Saiten, die zu einer Taste gehören, auf die gleiche Tonhöhe stimmen und muss alle Töne des Klaviers untereinander in Einklang bringen. Auf dem Bild oben sehen Sie, wie immer drei Saiten zu einem Hämmerchen gehören, das sie anschlägt, wenn Sie eine Taste drücken: Je drei solcher Saiten haben exakt die gleiche Tonhöhe, wenn sie gestimmt sind. Ist das nicht der Fall, entsteht eine Schwellung und der angeschlagene Ton klingt nicht rund, nicht weich. Etwa von der Mitte an abwärts gibt es je zwei Saiten pro Tastenton, die der Klavierstimmer in exakte Übereinstimmung bringen muss. Der Tiefbereich schliesslich hat nur noch eine einzelne, dicke Saite pro Taste, und macht dem Klavierstimmer das Stimmen etwas leichter. Die Werkzeuge eines Klavierstimmers sind ein Stimmschlüssel und Stimmkeile aus Holz, Filz oder Gummi. Der Klavierstimmer schiebt die Keile zwischen gewisse Saiten, um sie abzudämpfen, damit nur noch eine oder zwei Saiten frei schwingen und anschliessend mit dem auf den Stimmnagel aufgesetzten Stimmschlüssel einander angeglichen werden können.

 

 

Gleichzeitig muss der Klavierstimmer die Tonhöhen über das ganze Klavier unter einander anpassen, so dass die Tonabstände harmonisch verteilt sind. Ich stimme das Klavier gleichschwebend bzw. gleichtemperiert. Dabei sind die Intervalle nicht ganz rein, jedoch können alle Tonarten gleichwertig nebeneinander gespielt werden. Mit Hilfe seines Gehörs sollte der Klavierstimmer auch die mitschwingenden Obertöne untereinander angleichen. Reine Intervalle können nur bundlose Instrumente wie die Geige oder Blasinstrumente spielen.

 

Wie häufig sollte man den Klavierstimmer zu sich rufen?

 

Das hängt von mehreren Faktoren ab, die bestimmen, wie lange sich die Stimmung Ihres Klaviers hält:
- Raumtemperaturschwankungen
- der allgemeine Zustand des Klaviers
- die Frage, ob und wie stark man die Stimmung bezüglich des Kammertons a1 erhöhen sollte
- die Zeit, wie lange das Klavier nicht mehr gestimmt wurde
- Wie oft spielen Sie Klavier und wie gehst du mit dem Instrument um?

 

Vor allem der letzte Punkt wurde mir bewusst, als ich einmal Michel Camilos Flügel während einer Konzertserie im Marians Jazzroom in Bern stimmen musste. Er haute ziemlich stark in die Tasten, und nach jedem Konzert musste ich während 30 Minuten den Flügel nachstimmen. Schliesslich spielt eine wichtige Rolle, Ihr Klavier neu umgezogen ist. Da hat es in der neuen Umgebung zunächst Mühe, sich den Temperaturverhältnissen anzupassen und ist in den ersten paar Jahren schneller verstimmt und auf einen Klavierstimmer angewiesen. Mit der Zeit hält sich die Stimmung länger an - das Klavier ist gewissermassen besser gelaunt ;).

 

 

Zusammengefasst heisst das: Lassen Sie Ihr Klavier in den ersten beiden Jahren nach dem Einzug in die neue Wohnung halbjährlich und ab dem dritten Jahr jährlich vom Klavierstimmer stimmen. Spielen Sie selten auf Ihrem Klavier, können Sie es auch länger nicht stimmen lassen, aber da entsteht die Gefahr, dass sich alle Saiten dehnen und das Klavier tiefer klingt als es sollte.

 

Im Allgemeinen ist es also sinnvoll, das Klavier pro Jahr einmal zu stimmen. Diese Regel wird aber oft nicht eingehalten, was dazu führt, dass die Gesamtstimmung vom Referenzwert des Kammertons a1=442 Hz nach unten abweicht. Der Stimmer muss das Klavier dann leicht höher stimmen. In der Regel werden dabei alle Saiten während dem Klavierstimmen nur um 1 bis 2 Hz erhöht, damit sich das Klavier langsam an die höhere Stimmung gewöhnen kann. Beim darauf folgenden Klavierstimmen erhöht der Klavierstimmer die Stimmung wieder um 2 Hz usw., bis sie irgendwann mal dem Kammerton von 442 Hz angeglichen ist.

 

Seit wann sind Sie Klavierstimmer?

Schon als Teenager begann ich mein damaliges Klavier zu stimmen, oder versuchte es wenigstens:) Verstimmte Töne gingen mir auf die Nerven, und ich kaufte die Werkzeuge und begann selber damit, die “falschen” Töne zu “reparieren”, um nicht immer auf den Klavierstimmer warten zu müssen. Ich sammelte seither viele autodidaktische Erfahrungen und konnte während eines Praktikums in einem Musikhaus in Bern das Innenleben der Klaviere kennenlernen und das Klavierstimmen perfektionieren.

 

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